Freitag, 12. Mai 2017

Intermezzo.

Laternenmast, Laternenmast, 
kommst von weit her mit großer Hast.
Hast 'nen Umhang um deine Säule,
und im Gepäck 'ne gechillte Eule.
Rockst wie ein Blitze durch die Luft,
und versprühst 'nen intensiv pompösen Duft.
Es riecht nach Moschus, Rum und Weizen,
willst wohl all' die süßen Girls verheizen.
Dein weißes Licht strahlt weit umher,
da fällt das Bangen auch nicht schwer.
Mit lautem Sausen und Getöse,
zerfetzen alle Verkaufserlöse.
All die Chicks, sie jubeln dir zu,
nur die Eule, die snackt in Ruh.
Sie crunsht 'ne Haxe aus Fernost,
was für 'ne heftig-dope Kost.
Sie checkt die Crowd aus wie 'ne Nonne
und trinkt dabei 'ne Caprisonne.
Laternenmast, du mieser Schuft,
ziehst jetzt an deine schwarze Kluft,
umklammerst die Peitsche mit deinen Pranken,
um die Crowd gediegen wegzuflanken.
Es verbeugen sich alle aus Ekstase,
sogar der sweete Osterhase.
Du penetrierst mit stolzer Brust,
und alle laben sich an der Lust.
Die Eule futtert jetzt 'n Steak,
und braucht noch lange keine Break.
Laternenmast, du mieser Erlöser,
penetrierst jetzt noch um einges böser.
Es knallt und donnert, rauscht und zischt,
das letzte Abendmahl wird aufgetischt.
So krass ham's die Chicks noch nie erlebt,
dass ihr ganzer Körper bebt.
Sie taumeln umher, vor Glück und vor Freud,
unfähig, noch irgendwas andres' zu machen heut.
Laternenmast, er schwingt sich empor,
die Eule lugt vergnügt hervor.
Meine Kinder, schon bald komm' ich wieder,
und bis dahin, singt meine Lieder!

Mittwoch, 10. Mai 2017

O-Wald.

Durch tiefen Sumpf stapften sie. Ihre Füße hinterließen schmatzend Löcher, in denen sich neuer Schlamm sammelte. Das Laubwerk hing tief, es war dunkel. Feucht-heiße Luft durchtränkte ihre Anzüge. Das Fortbewegen war schwer. Ihre dicke Uniform hing herunter wie ein nasser Sack Kartoffeln und erschwerte das Vorankommen zusehends. Doch bemerkten sie diese Einschränkung nicht; ihre Sinne waren gespitzt, jeder Atemzug hörbar. Der Vorderste schob mit seiner dicken Hand ein Büschel tief hängender Zweige beiseite. Dahinter kam eine Lichtung zum Vorschein. Laute Rufe von Vögeln und anderem Getier waberten durch die Luft. Die Gruppe hielt an. Der Vorderste drehte den Kopf hin und her, als wollte er eine fremde Gestalt in der Ferne ausmachen. Dabei klapperten die an dünnen Bindfäden von seinem Kopf herunterhängenden Nudeln von Artigiano Fabbri scharf gegeneinander. Seine Nase witterte einen unbekannten Duft. Er runzelte die Augenbrauen. Schob seinen massigen Körper weiter voran. Die anderen folgten langsam, wachsam. Umklammerten mit ihren Händen fester die Speere. Der Vorderste beugte sich leicht nach vorne. Er stellte eine Porzellan-Statue auf den Boden, der noch nicht von Schlamm bedeckt war. Er streichelte den Kopf der Statue mit einem Finger und schaute sie skeptisch an. Alle anderen hielten den Atem an. Langsam begann der Boden zu vibrieren, konkave Bahnen breiteten sich am Fuße der Statue aus. Vögel vernahmen die Erschütterungen und schwangen sich in die Lüfte, während sie ihre Campomaggi-Handtaschen fest an ihre Körper schmiegten. Der Vorderste sah ihnen nach, senkte dann wieder seinen Blick auf die Statue und beäugte sie kritisch. Kleine Äste vibrierten, einige Blätter fielen zu Boden. Der Schlamm saugte sich immer stärker an ihren Stiefeln von Giuseppe Zanotti fest. Nun fingen einige der Gruppe an, einen Blick auf die Statue zu erhaschen. Immer größere Bahnen breiteten sich von ihr aus, die Vibrationen durchfuhren ihre Körper wie Schläge einer Basstrommel. Die Statue leuchtete, das weiße Porzellan wich einem schüchternen Purpur, eine Melange aus Licht und kristallinen Farbmustern. Der Vorderste grunzte. Immer heller erstrahlte die Lichtung, während lange Schatten sich hinter den anderen der Gruppe ausbreiteten. Das Braun des Bodens, des Schlamms, wandelte sich stetig, immer intensiver wurden die Farben und Geräusche. Die Strahlkraft der Statue akzentuierte den ansonsten tristen Waldboden, penetrierte die Blätter, Büsche und Sträucher der Lichtung. Einzig die Stämme der Bäume stellten sich der Umwandlung in neue Farbspektren, als sie gedrungen beieinander standen. Der Vorderste richtete sich breit auf und blickte die Statue scharf an, während diese anfing zu schweben. Sie stieg langsam höher, drehte sich und strahlte immer heller. Sie hielt schwebend auf Kopfhöhe des Vordersten an. Seine Arme hingen am Körper, in der einen Hand einen Speer, in der anderen einen Messbecher gefüllt mit Frucht-Yoghurt, Chia-Samen, Ylang Ylang-Extrakten und Puderzucker haltend. Er beugte sich kurz herunter, zog den Messbecher vorsichtig durch den Schlamm, bis dieser gefüllt war, richtete sich wieder auf, schaute die Statue gespannt an und hielt den Messbecher über sie. Zärtlich ergoss sich das Gemisch über ihren Kopf. Es zischte und gluckste. Die Statue hielt plötzlich an, sich zu drehen, begann zu flackern und wurde Bronzefarben. Eine kleine Zunge kam aus ihrem Mund hervor und versuchte, den Überguss abzuschlecken, während es an ihr heruntertropfte. Die Vibrationen wurden stärker, der Boden bebte und der Vorderste schaute sie ernst an. Ein Blitz schoss aus ihrem Bauch hervor und durchstach die Luft, er erhellte die Lichtung wie ein in Gold getränktes Gurkenglas; ein dumpfes Summen ertönte aus dem Unterleib und begann durch die feuchte Luft zu tanzen, erst Merengue, dann Cha-Cha-Cha; der Raum teilte sich, erfror, zerbarst in tausend Teile zu pizzagroßen Plüschwürfeln; Photonen zischten erregt in alle Richtungen, durchstachen Blätter und Äste, prallten am Metall der Speerspitzen ab, plumpsten zurück, fielen zu Boden und formten kleine Johannesbeersaftflaschen im Schlamm. Die Gruppe erschrak ob dieses Spektakels und wich zurück. Der Vorderste drehte sich um und schaute sie verständnislos an. Er blickte wieder auf die Statue. Sie war unter der braunen Masse verborgen, doch glänzte nun wie ein mit Zuckerguss verzierter Lockenstab. Plötzlich fielen Teile der Statue ab, sie schien unter ihrer Ekstase zu zerfallen. Immer größere Teile fielen mit einem lauten Platschen von ihr ab und in den Schlamm. Aus diesem stieg sofort grün-blauer Rauch empor, der nach Crème Brulée roch, welche gerade frisch von Alfons Schuhbeck zubereitet wurde. Die anderen der Gruppe nickten sich gegenseitig zu und diskutierten amüsiert die optimale Schmelztemperatur des Zuckers und Konsistenz der Crème. Der Vorderste schaute finster drein, als die Statue zerbrochen und dampfend auf dem Boden lag. Er kniete sich langsam auf den Boden, seine Hose fast im Schlamm getränkt (das Waschen würde bei einer Salvatore Ferragamo ewig dauern); er näherte sich der zerbrochenen Teile, die begannen, auf dem Boden zu schmelzen. Er pustete den Rauch beiseite, drückte mit seinem Daumen in die Brandstelle eines Porzellan-Teils und hielt seinen Kopf hoch. Es zischte und brummte. Sein Daumen wurde warm, er nahm ihn zurück. Dort, wo sein Abdruck hinterlassen wurde, war der Boden porös. Blau, braun, violett begann die oberste Schicht zu glühen. Dann verpuffte das Porzellan-Teil und ein kleiner Krater blieb zurück. Der Vorderste nahm daraufhin eine Violine aus seiner Seitentasche von Picard Torrino, hielt sie vor sich hoch und umfasste den Hals, während seine Finger über den Steg, das Griffbrett bis zum Wirbelkasten und hoch zur Schnecke fuhren. Dann nahm er einen Pinsel und ein Glas Erdnussbutter hervor, tunkte ersteren in die Butter und schmierte den Korpus damit ein. Als die anderen der Gruppe das sahen, schauten sie gen Himmel. Es war wieder dunkel, das fließende Licht der Statue war verschwunden. Sie vermissten es nicht, denn es war doch recht kalt; in diesem Punkt stimmten sie sich alle zu und nickten eifrig. Der Vorderste schaute die Violine misstrauisch an. Er legte sie vorsichtig auf den Boden neben den Brandlöchern und betrachtete sie. Der Rauch durchströmte langsam den Korpus der Violine, schien von ihr angezogen zu werden. Die Saiten begannen zu erklingen, ein leiser Ton entsprang dem Instrument. Die Violine begann zu zischen, auch sie fing an zu leuchten. Warum leuchtete immer alles, fragte sich der Vorderste. Er kam zu dem Schluss, dass es langweilig war, immer alles leuchten zu sehen. Er zuckte mit den Achseln und bewegte sich rhythmisch zur Melodie. Die eigentlich keine war. Aber er tat so. Die anderen der Gruppe kamen nun näher, hörten die Melodie und schauten sich verwirrt an. War das Emil Gilels? Oder Grigori Sokolow? Doch keiner schien den hellen Streif am Horizont zu bemerken, der langsam immer größer wurde. Wie auch, es war einfach zu verwachsen hier im Wald. Dann gab es einen lauten Knall, ähnlich dem Zusammenprall einer gefüllten Lasagne-Auflaufform mit einem etwa drei Meter großen Zebra, das gedankenversunken versuchte, mit seinen Hufen die Hortensien am Rand des Amboseli-Nationalparks neu zu setzen, die es günstig im Angebot eines örtlichen Supermarkt erstanden hatte. Was dann geschah, war nicht schön. Aber es tröstete über den Umstand hinweg, dass das schlechte Violinenspiel nicht mehr von den Umstehenden als lästig empfunden und dieses mit einem großen Bogen zu umgehen versucht wurde, denn es war wirklich nicht gut. Das Zebra indessen war sich nicht bewusst, dass es trotz seiner geografisch zugegeben offensichtlichen Distanz zu dem Musenspiel am Ableben der Beteiligten involviert war, obgleich sein Tagesablauf jenes Malheur nicht vorsah und des Zebras Intention nicht hätte weiter entfernt von dem Mord an einer Gruppe Unbekannter sein können. Aber diese Tatsache interessierte zuweilen keinen mehr, da zufällige Umstände nun mal nicht vermeintlich sind, genauso wenig wie der tradionelle 5-Uhr-Tee der Briten. In diesem Sinne wünschen wir dem Zebra alles Gute und genießen die letzten Sonnenstunden an diesem Nachmittag.

Dienstag, 27. September 2016

Frühchen.

Ich finde es toll, dass Menschen sich engagieren wollen während ihrer Studienzeit. Das ist löblich, sowas braucht die Welt. Aber stell dir jetzt mal vor, dass man einfach nicht weiß, dass es etwas gibt, dem man beitreten kann. Also, man hat jetzt schon ein paar Jahre studiert und irgendwie hat man nie gewusst, dass es da was gibt, wo man sich anschließen kann. Das wäre doch sehr schade, wenn man das nicht wüsste, oder? Und nun ist da jetzt jemand, der dir sagt, dass es verschiedene Clubs oder Gruppen gibt, die sich für bestimmte Dinge einsetzen. Ist doch toll! Nur hast du es vorher nicht gewusst. Du hast die ganze Zeit vor dich hinstudiert und einfach keinen Plan gehabt. Also das fänd ich wirklich schade. Na und jetzt kommt's: Da steht nun jemand vor dir und sagt dir, es gäbe zum Beispiel an deiner Uni einen Swingerclub. Und du hast das all die Jahre nicht gewusst! Ich meine, woher auch. Und du fällst vom Glauben ab. Kippst vom Stuhl. Ist ja verständlich. Keiner hat dir je irgendetwas gesagt. Und du kamst auch nicht auf die Idee, mal nachzugucken, was es so gibt, an Angeboten. Weil, du studierst ja. Hast andere Sachen im Kopf. Da ist das klar! Und du denkst dir so: woooow, wie heftig, was ist da los und so. Du kannst es nicht glauben, aber du denkst dir: Und ich hab das all die Jahre nicht gewusst! Ich hatte keine Ahnung! Mies! Und heute ist es so, dass Ersties einfach wissen, was es an der Uni gibt! Die fangen frisch an und wissen, okay, da gibt es einen Swingerclub und ich kann da mitmachen! Endlich kann ich das machen, was der Sinn der Uni, der Sinn des Studierens ist: Sich selbst finden, experimentieren und einen Beitrag für die Gesellschaft und Kultur leisten. Gemeinnützig handeln, gemeinsam Werte schaffen und einfach.. toll sein! Nun, als ich diese eine eMail laß, war ich überrascht. Aber auch verzückt. Es hat mich imponiert. Ich mein, da war echt jemand, ein Mädchen, die schon vor dem Beginn des Studiums wusste, was es an der Uni so gibt. Und.. das rechne ich ihr an. Finde ich gut. War bei mir anders. Ich hatte keinen Plan. Ich fing an.. und war einfach gediegen überfordert. Alles war neu, die Stadt, die Leute, das Essen, die Kultur. Der Friseur.
Aber ich denke, Zeiten ändern sich. Menschen haben mehr Plan von Dingen. Viele sagen sich, sie machen ein Jahr Ausland nach dem Abi. Australien. Irak. Und dann fangen sie an einer neuen Uni an und treten Clubs bei. Ist schon Klasse. Ich wünschte manchmal, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Schon damals mehr Erfahrung haben als heute. Es ist halt so. Aber das wird schon.

Dienstag, 21. Juni 2016

Warum ich trainiere

Nun, falls diese Frage im Titel mal aufkommen sollte, in welchem Zusammenhang auch immer, ob mit Gleichgültig gefragt oder mit Leidenschaft an mich herangetragen, würde ich mich zu einer Antwort hinreißen, zu der ich mir im Vorfeld natürlich umfassende Gedanken angelegt habe. Die Frage also, aus welchen Gründen ich mich dazu entschieden habe zu trainieren. Gleich vorweg: Training definiere ich in meinem Falle damit, dass ich mehrmals die Woche ein Etablissement aufsuche, in dem Geräte stehen, die dazu in der Lage sind, dem (Be-)Nutzer, sofern dieser in der Lage ist, eine verrückt hohe Summe für eine Mitgliedschaft freizugeben, die Muskelpartien in seinem (oder ihrem) Körper im Volumen anzupassen. Hierbei sind natürlich der Vielfalt an Möglichkeiten fast keine Grenzen gesetzt. Man kann sich definieren, aufbauen, umbauen oder einfach nur den Leuten verträumt zugucken, wie sie versuchen, ähnlich der Gebärde eines Neugebohrenen akustisch vernehmlich die eigenen Körperteile optisch entsprechend schöner zu gestalten. Dass dieser Prozess nicht innerhalb eines Tages abgeschlossen ist, zeigt eine nicht durchgeführte Studie, die Menschen nicht gefragt hat, wie lange sie sich so in ihrem Leben solch unmenschlichen Qualen freiwillig aussetzen. Aber sei es drum, ich zähle mich feierlich zu der Gruppe Mensch, die Optimierungs- und Verbesserungspotential an ihrem Körper vernommen, akzeptiert, untersucht und für ausbaufähig befunden haben. Nun sehe ich mich also in einer dieser wöchentlichen Talkshows sitzen, werde von einer abstrus gekleideten Talkmasterin nett aber vernehmlich gefragt, warum ich mich dazu entschieden habe, meinen Körper optisch ansprechender in der Welt platzieren zu wollen. Wie andere das halt auch machen. Ich würde dieser Dame im Anschluss sogleich entgegnen, dass ich sehr intensiv diese Frage mit mir selbst diskutiert habe. Letztlich bin ich zu einem Ergebnis gekommen. Hoch erfreut hat mich das, das können Sie als Leser glauben. Kommen wir also zu der Frage, warum ich trainiere. Nun, ich habe mir ein neues Ziel im Leben gesetzt. Dieses Ziel ist zwar nicht unbedingt im Einklang mit anderen Zielen, die ich noch so zu verfolgen pflege, aber jenes obliegt meiner eigenen Entscheidung, nicht geistig, sondern körperlich mein Dasein auf diesem schicken Planeten zu verschönern. Ich verbringe also meine Zeit auf Erden damit, zu bestimmten Situationen, die da so im Leben auftauchen, eine passende Antwort parat zu haben. Stellen Sie sich nun mal folgende, nicht ganz abwegige Situation vor: Sie schaffen es, sich in einer Position zu befinden, bei der Sie Gebrauch von Ihren Muskeln machen müssen. Es geht nicht anders. Es könnte zum Beispiel vorkommen, dass sich vor Ihnen eine Kiste befindet, die doch nun wirklich ziemlich schwer ist. Falls ich also diese schwere Kiste, die zudem mit ganzen vielen Dildos gefüllt ist, hochheben sollte, dann würde ich mich doch leichter tun, hätte ich mehr Muskeln zur Verfügung, die mir beim Hebeprozess Unterstützung leisten könnten. Damit nicht genug: Ich hätte Zeit gespart und käme nicht außer Atem, da ich die Kiste mit Dildos eben schneller heben könnte und dem Transpirationsprozess wären auch Grenzen gesetzt. Man würde Feste feiern. Man würde einen neuen Feiertag ausrufen. Man täte gut daran, dieses Phänomen in den Geschichtsbüchern niederzuschreiben! Man würde all die Dinge für mich tun, ob der Freude, dass da nun endlich einer ist, der sich selbst dazu befähigt hat, seine Freizeit zu opfern, trainieren zu gehen, um nun endlich schwere Kisten mit Dildos hoch- und wegheben zu können. Man würde mich nicht anschauen, als stünde ich neben einer Kameltränke mit einem Tigerkostüm, das Kamel während der Wasseraufnahme grotesk kämmend, sondern ich würde Blicke ernten voll tosender Bewunderung, schmerzvollem Neid und augenblicklicher Ekstase. Und dafür tue ich das, meine sehr verehrten Damen, Herren und afroamerikanischen Radieschendompteure, nur für euch. Damit ihr wieder des Weges flanieren könnt, frohen Mutes und ohne Beschwerden oder Kummer, dass da schwere Kisten mit fraglichem Inhalt den Weg kreuzen. Ich könnte sie nun quickfidel entfernen. Naturschutz pur, mein sehr geehrter Gesangsverein. Ich würde mich sodann erheben, die Talkrunde mit erhobenem Haupt verlassen, um aber im Vorbeigehen nicht die Möglichkeit auszulassen, meine neu angesetzten Muskeln dem Stuntman und Double von Jürgen König unter die Nase zu reiben. Chapó!

Donnerstag, 23. Juli 2015

Andacht.

Die beiden gehen die Straße entlang. Links und rechts säumen Bäume den Weg. Die Blätter sind schon verfärbt. Liegen auf dem Boden und bilden ein buntes Gemisch aus Farben. Rutschig sind sie. Wer da nicht aufpasst, könnte den Halt verlieren. Sie rascheln leicht. Die Schuhe gleiten über sie hinweg. Schwach leuchten die Sonnenstrahlen durch die Baumkrohne. Tunken die Umwelt in ein rötlich-gelbes Licht. Man hört es summen. Irgendwo da in der Winzigkeit der Dinge pulsiert noch das Leben.
Man genießt den Ausblick auf die Vollendung des Jahres. Lässt die Geschehnisse nochmal Revue passieren. Sie laufen ab wie ein Film voller Eindrücke. Bilden sich neu, verformen sich, tanzen mit Gedanken den Walzer der Erinnerungen. Höhen und Tiefen dominieren die Reminiszenz. Der Blick schweift über das blaue Wasser des Sees. Sie Sonne spiegelt sich in auf der kühlen Oberfläche. Wind verzerrt den Umriss, lässt die Oberfläche unruhig kleine Wellen schlagen. Dort eine Bank, die Oase der Ruhe. Nichts lässt sich ausmachen in der Anbahnung von Dingen, die stören könnten. Frieden.

Freitag, 18. Juli 2014

Nichts.

Jedes Mal, wenn ich runtergehe und am Empfang vorbeilatsche, sitzt da ein Junge und macht nichts. Er sitzt da rum und spielt mit dem Handy oder schaut aus dem Fenster. Einen Laptop hat er nicht. Einen Mülleimer auch nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass das Spaß macht. Hoffentlich überhebt er sich nicht. Kann gefährlich werden, den ganzen Tag nichts anständiges zu tun. Man weiß ja nie, auf was für dumme Gedanken solch Leute kommen. Oh, da fällt einem sicher so einiges ein. Dass das meiste davon nicht gut ist, liegt wohl nahe. Aber mir läge es auch nicht daran, ihn abzulenken. Wohl möglich würde er mich noch auf ein Sitz-mich-ein einladen, sodass wir zusammen nichts tun. Das wäre mir zuviel des guten. Ich mein, ich kann mich über mangelnde Arbeit jetzt nicht beschweren, aber der Aufwand, der mir tagtäglich entgegen weht, ist doch recht übersichtlich. Meist handelt es sich dabei nur um Dinge, die mich selber tangieren und die rein gar nichts mit dem zutun haben, was ich eigentlich machen soll. Aber hey, warum sollte ich fragen, warum ich mehr machen sollte. Ich mein, das könnte ich, ja. Stünde mir sicher gut. So Fragen in den Raum zu werfen, die der Tatsache geschuldet sind, dass ich unterarbeitet bin. Das hielte mich doch nur von den Dingen ab, die mir selber sehr ans Herz wachsen. Und in selbigem gedeihen (wobei der Spross im Hirn entspringt). Ich sehe mich tagtäglich von den schier unscheinbar vielen Möglichkeiten verführt, die mir das weltweite Netz so entgegenwirft. Deswegen tue ich jetzt auch das, was mir am besten liegt. Nichts.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Protest.

Rauchig. Lange Beine, Schnee im Sand. Kälte, die man nicht weit über die Baumwipfel sehen kann. Sie kriecht empor, über die Maskerade der Gesellschaft. Entpuppt sich aber später als äußerst facettenreich und beginnt bei Kniehöhe wieder zu sinken. Die Arme sind schlaff. Sie sahen lange keine Anstrengung mehr. Man sollte was tun dafür, dagegen. Nur der Weg ist weit. Und die Kosten zu hoch. Eine Alternative muss her. Im Moment der Arbeitsunlust und auch des Fehlens jener (dessen Zustand sich hoffentlich bald ändert) wünsche ich mir nichts sehnlicher als irgendwie aus diesem Zustand zu entkommen.
Es ist nicht leicht die Präsenz in Worte zu fassen. Manche gehen, manche kommen. Sie trinkt ein Glas O-Saft und entschwindet. Alles aufgenommen auf Zelluloid-Band. Jedoch wird das Ziel nicht hinterfragt.
Von außen kommen Geräusche herein. Sie krabbeln noch oben wie ein wilder Haufen Hummeln. Jegliches Treiben dort unten lässt sich auf Wunsch zurückfuhren, etwas an der Welt verändern zu wollen. Dabei sind die Interessen ganz unterschiedlich, obgleich sie mehrheitlich auf das Zusammenbringen von monetären Mittel ausgerichtet sind. Man denkt sich so, während man da so langgeht, dass es in den Köpfen ja mit allerhand beschaulichen Gedanken zutun haben muss. Jetzt gönnt sich jemand ein Wasser. Man sieht die Person durch die Jalousien des Fensters. Jedoch entschwindet er sogleich wieder aus dem Sichtfeld.
Die Gedanken schweifen weiter. Sie gelangen an jeden Ort, der einem Zuflucht gewährt, an dem man mal das machen kann, wofür die meiste Zeit einfach keine Zeit vorzufinden ist. Der Rücken schmerzt. Aber nur so, da ist jetzt nichts schlimmes dran. Es ist Zwölf durch. Gleich werden wieder Geldscheine in Lebensmittel umgewandelt. Ich muss aufpassen. Es ist bald zu Ende. Und wenn ich mich nicht in Bewegung setze, dann ist das Ende wirklich unschön. Ich brauche ein Gespräch. Die Person am anderen Ende der Leitung wartet aber nicht. Sie weiß davon noch nichts. Und jetzt denke dir mal, wie viel ein Schriftsteller so am Tag schreibt. Das ist schon eine ganze Menge. Der sitzt doch eh darum, seelenruhig, lässt seine Füsse ins Wasser baumeln und denkt so um dies und das nach. Ich wiederum denke darüber nach, dass es bald zu Ende ist und ich unbedingt was machen muss. Ich muss eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung aufzustehen und mich mit dem Unkomfortablen auseinandersetzen. Aber ich will es ja auch. Deswegen bin ich hier. Und deswegen wollten sie mich. Ich kann das immer noch nicht nachvollziehen. Ich frage mich, wo da der Zweck und Sinn liegt. Bin ich nur ein Versuchskaninchen? Nein, sicher hatten sie schon einige vor mir hier. Ich kann nie im Leben der Erste sein.
Es ist später geworden. Die Frau, mit der ich eigentlich gehen wollte, ist nicht hier. Sie ist halt irgendwo. Sicher kommt sie gleich zurück. Ich mag es allein zu sein. Dann kann man immer Sachen machen, die man sonst nicht unbedingt machen würde. Und man wird nicht angesprochen. Interessant, wie dann alle davon ausgehen, man spreche die gleiche Sprache. Was ist denn, wenn dem nicht so ist? Mir ist alles daran gelegen, dass die Zeit schnell vorbeigeht. Obwohl, eigentlich sollte ich mich ja ob der neuen Zeit freuen, die mir gegeben wurde. Die Möglichkeiten, die ich habe. Das ist schon etwas besonderes.
Witzig, wenn Leuten anfangen zu rennen. Man könnte meinen, etwas stach sie in den Schuh. Ob ich nachfragen soll, was denn so wichtig sei? Ich denke, die daraufhin einsetzende Erläuterungsphase können wir uns alle sparen. Es lohnt sich schlicht nicht. Und jetzt stehen sie wieder alle draußen und inhalieren Teer und Nikotin. Abscheulich. Zum Glück brauche ich mir das Schauspiel nur aus gewisser Entfernung ansehen. Es wäre ja wohl auch zu schön gewesen, wenn ich direkt daneben stünde. Dann hätte ich einen Grund mich zu entfernen. Ich verzichtete dann auf deren Gesellschaft. Ja, die haben sie ja schon dank der weißen Stängel.
Der O-Saft schaut mich an. Er steht da ganz sachte auf dem Tisch neben dem Laptop. Knapp halb leer. Daneben eine leere Tasse. Ein Löffel lugt heraus. Wie oft er wohl schon zwischen Zeige- und Ringfinger balanciert wurde? Eine Erläuterung spare ich mir auch hier. Nebenbei, die Frau kam gerade wieder.
Jetzt abwarten, was passiert.