Sonntag, 29. April 2012

Black-out.

Es war blau, und es war ein bisschen grün dabei. Nur ein wenig, nicht viel. Orange sollte erst auch noch rein, nur man entschied sich aber später, es dabei zu belassen. Wäre sonst zuviel des guten. Man darf ja nicht übertreiben. Dem Orange gefiel das natürlich nicht. Es protestierte erst. Nur hatte es nicht viel erreicht, eigentlich garnichts. Es schmollte vor sich hin und aß dann eine Schale Cornflakes, die hatte es noch über.
Das blau indes freute sich. Es hatte nun einen neuen Spielpartner und brauchte sich nicht mehr um das Broteschmieren kümmern.
Eben kam dem blau ein famoser Gedanke. Während es beim Essen aus dem Fenster starrte, den verspielten Blick über den Vorgarten kreisen ließ, entsprang aus seinem Inneren die überwältigende Idee, die doch tatsächlich einfach mal alles übertreffen konnte, was sich das blau je ausgedachte hatte: Es würde nämlich einfach einen Smartphone-Baum pflanzen. Mit ganz vielen HTCs, Samsungs und LGs. Die würde es dann bis zur Reife am Baum gedeien lassen, sie dann bei gutem Wetter und ausreichend Loungemusik im Hintergrund mit den intangilen Armen pflücken und gewinnbringend auf dem Markt verkaufen. Es sprühte jetzt schon über vor Begeisterung und vibriete auf dem Stuhl wie ein frisch geschlüpfter Pavian. Doch die Mimik verdüsterte sich, es rieb sich die intangilen Hände und blickte von links nach rechts und dann wieder nach links und im Anschluss wieder nach rechts. Wobei es nochmals nach links blickte um sich zu vergewissern, dass dort nichts war und es da auch ja hingeguckt hatte. Es beruhigte sich. Mutig blickte es nochmal nach rechts und einmal noch nach links, und um diese wirrte Handlung letztlich abzuschließen, nach rechts. Hier und da war wirklich nichts.
Großartig. Es hörte partout mit dem Händereibe auf und dropte ein Glas Milch auf den Boden. Es zerschellte. Das blau müsse ja aufpassen, dass niemand die geniale Idee zu stehlen gedachte. Vielleicht sollte sich das blau diese patentieren lassen. Wenige kamen auf die Idee, sich Ideen patentieren zu lassen. Es würde einigen voraus sein. Vielen, sogar Hunderten. Ja sogar, und diese Erkenntnis ließ seine knuffigen Pelzöhrchen flattern wie Apfelmus, Abertausenden. Doch wo sollte es anfangen? Es konnte grün um Rat beten, doch grün war immer so negativ abgeschmeckt. Da wollte es jetzt nicht umbedingt vorsprechen, wobei es auch nicht die Art von blau war, Dinge so am Schopf zu packen. Lieber ließ es diese auf sich zukommen. Zuerst würden sie aus der Ferne beobachtet, dann im Näherkommen untersucht, vermessen, in einer Statistik mit alten Zuständen verglichen, bewertet, nochmal verglichen, im Suppentopf gekocht und dann mit einer Rakete auf den Mars geschossen. Und erst beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nach einer wirklich überaus sehr langen Reise bekämen sie ihre wohlverdiente Entscheidung zu Gehör. Und diese war dann wirklich amtlich, selbst vom Präsidenten persönlich unterzeichnet. Darauf konnte man dann echt stolz sein. Vom Präsenten, also das war wirklich was wert. Viele machen danach erstmal eine Cocktailparty, um diesem Anlass auch gebürtigen Respekt zu zollen.
Das blau wollte aber nicht so lange warten und Geld für eine Interplanetenrakete hatte es auch gerade nicht. Eine Alternative musste her. Ein Glück, dass gerade eine Reminiszenz an sein Schallgebälg laffelte. Damals gab es nämlich im örtlichen Discounter immer diese Kassierer und Kassiererinnen, den am Schalter saßen und nun ja, kassierten. Diese wären doch die idealen Geschöpfe für eine ausgedehnte Fragerunde. Das blau taufte sie umgehend auf den Namen "Idea Patent Consulting" und entschwand gen Discounter. Doch noch während es den Weg zum Ziel beschritt, ging es schon die Schritte und Fragen geistig durch: Wieviel würde eine solche Patentierung kosten? Gibt es alternative Patentiersysteme? Und wieviele Punkte hat ein Drei-Punkte-Gurt? Leicht darüber sennierend betrat es die überwältigend weitläufige Eingangshalle mit ihren beiden Gemüsetruhen und dem fast dimensionslos langen Katzenmilchregal. Gut, dass es erwähnt wurde, dachte das blau, es hatte nämlich Durst und griff indes auf eine Wasserlösung zurück. Es stelle sich dafür an die Wursttheke an. Hier gibt es Wurst und Würste, sagte der Wurstmann. Auch für dich haben wir eine Wurst. Mit seinen Wurstfingern glitt der Wurstverkäufer mit einem an eine Wurst angelehten Messer durch die Dickwurst durch und wurstete sie über den Thresen. Das blau nahm sie entgegen. Jetzt sollte es aber ernst werden. Also sprach das blau.