Die besten Ideen kommen doch immer dann, wenn man sich am
meisten langweilt. Oder? Wenn es nichts mehr im Internet gibt, was man sich
anschauen kann. Wenn selbst die realste Realität da draußen dein Interesse
nicht mehr weckt. Dann gehts los. Dann starten die Gedanken, Beerpong in einem
faradayschen Käfig zu spielen. Bei Gewitter. Mit Tennisschlägern. Und nebenbei total belanglose Musik zu hören.
Musik, die dich, wenn du sie hörst, total abnervt. Einfach nur, damit man ein
Statement setzt. Gegen dieses ganze Pop-Musik-Flucks da draußen. Die könnte man
so als kleine Musik-Geister sehen, die umherwandern und ihr Unwesen treiben.
Die Leute nerven mit schiefen Tönen, schrillem Gekreische oder Frisuren, die
einem Rosamunde-Pilcher-Roman entsprungen sind. Man müsste sie an die Leine
nehmen, sie züchtigen und umerziehen. Kleine Musik-Geister haben keinen
Geschmack, noch keine Form, keine Attitüde. Man würde immer eine kleine
Plastiktüte dabeihaben und die dreckigen Notenschlüssel, die die Musik-Geister
auf dem Boden hinterlassen, aufsammeln. Und wenn ein anderes Musik-Geisti mit
seinem Halter vorbeikommt, dann zöge man gut daran, also an der Leine, dass
besagte Geister nicht aufeinandertreffen und zu einem Chor aus Maulender Myrte und
Plácido Domingo verschmelzen. Der Gesang, das müsse man sich mal vorstellen,
läge außerhalb jedweder Vorstellungskraft. Sie würden mit ihrem Crescendo
jedwedes Leben auslöschen, das sich mühsam seinen Charakter über die
Jahrmillionen aufgebaut hat. Und da hört es dann auf! Was? Ich höre
Gewerkschaften schreien von den hinteren Rängen? Gewerkschaften für
Musik-Geister? Sollten wir ihnen wirklich noch eine Lobby geben? Damit sie sich
gegenseitig lobpreisen? Vielleicht würden sie dann ja die GEMA unter Druck
setzen. Oder mit Wucherpreisen die Leute verschrecken, sodass diese sich auf
eine einsame Insel verziehen müssten und den ganzen Tag mit den Füßen im Wasser
Triangel spielen würden. Da fällt mir ein: man könnte doch den Codec des
Musik-Geistes einfach ändern. Also das, was ihn so ausmacht. Blägt er in mp3
umher? Dann verändert man ihn einfach in sowas wie ogg. Oder aac. Ist zwar auch
irgendwie verbreitet, aber man würde trotzdem dem Ausbreitungsradius Einhalt
gebieten. Oder man nimmt einfach Leinen, die bunt leuchten und rumflackern. Ich
habe irgendwo gelesen, dass Musik-Geister dann ausrasten, wenn sie die sehen
und anfangen, den Omas ihre Blümchenhüte vom Kopf zu reißen, daraus
Strohrucksäcke basteln, und diese an in Eile vorbeilaufende Investment-Banker
verschenken, währen diese kreischend ihr Eis runterwürgen. Das Ganze kann man
als sozialen Affront auffassen, oder einfach schulterzuckend hinnehmen. Ich als
entfernter Beobachter würde das alles von einem Café aus betrachten und
vielleicht einen kleinen Schauer der Belustigung verspüren, obgleich ich das
Verhalten der Musik-Geister als wenig tolerierbar auffasse. Erwähnenswert ist
noch, dass diese Wesen sehr emotional sind. Und stock-stumpfe BWL-Abkömmlinge
versprühen scheinbar so eine gelassen-exzentrische Komprimierung an emotionaler
Unausgeglichenheit, dass ihre Sinnesrezeptoren quasi überbrodeln vor
tektonischer Anziehungskraft. Anders kann man sich das nämlich nicht erklären.
Und dann kommt noch der Punkt der Haltung. Wie hält man so ein Musik-Geist?
Zufällig nicht quer oder über Kreuz, das ist physisch nicht möglich. Psychisch
auch nicht, da würde man bloß verrückt werden. Man muss sie einfach auf die
Spitze treiben, da fühlen sie sich am wohlsten. Da ginge ein Stock. Oder eine
Blume. Oder einfach ein Rock mit Spitzen. Von letzten kann man sich dann eine
aussuchen. Farbe und Geschmack sind dabei egal, das ist eh nicht wichtig. Irgendwann,
wenn der Musik-Geist dann ausgewachsen und ausgebildet ist, gewinnt man einen
anderen Zugang zu ihnen. Er wird dann lässiger. Nicht so rabiat oder pittoresk,
aber schon bunter. Ins kreative-melancholische abdriftend. Kleiner Seitenhieb
rechts und links, und der Hase läuft. Pardon, der Musik-Geist. Er oder sie
schwebt dann erhobenen.. nun.. Hauptes gen Lautsprecher. Bewusst wird hier eine
Gedenkstunde eingelegt, denn ein Haupt? Hat ein Musik-Geist ein Gehäuptnis? Lassen
wir uns das annehmen. Und lassen wir uns weiterhin davon ausgehen, dass er
C-Moll, A-Dur und 3 Oktaven auf einmal spricht. Ein richtiger Fuchs, dieser
Musik-Geist! Hat wohl studiert. Musikologie. Oder kneten. Letztendlich bleibt
also festzuhalten: die interessantesten Gedanken kommen dann, wenn man sie am
wenigsten erwartet. Lassen wir also unsere Füße weiter im Wasser treiben, an
der Kaba-Milch schlürfen und den Bankern zugestehen, dass Wassereis wohl schmackhafter
zu schlürfen ist als Eiscreme.