Freitag, 18. Juli 2014

Nichts.

Jedes Mal, wenn ich runtergehe und am Empfang vorbeilatsche, sitzt da ein Junge und macht nichts. Er sitzt da rum und spielt mit dem Handy oder schaut aus dem Fenster. Einen Laptop hat er nicht. Einen Mülleimer auch nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass das Spaß macht. Hoffentlich überhebt er sich nicht. Kann gefährlich werden, den ganzen Tag nichts anständiges zu tun. Man weiß ja nie, auf was für dumme Gedanken solch Leute kommen. Oh, da fällt einem sicher so einiges ein. Dass das meiste davon nicht gut ist, liegt wohl nahe. Aber mir läge es auch nicht daran, ihn abzulenken. Wohl möglich würde er mich noch auf ein Sitz-mich-ein einladen, sodass wir zusammen nichts tun. Das wäre mir zuviel des guten. Ich mein, ich kann mich über mangelnde Arbeit jetzt nicht beschweren, aber der Aufwand, der mir tagtäglich entgegen weht, ist doch recht übersichtlich. Meist handelt es sich dabei nur um Dinge, die mich selber tangieren und die rein gar nichts mit dem zutun haben, was ich eigentlich machen soll. Aber hey, warum sollte ich fragen, warum ich mehr machen sollte. Ich mein, das könnte ich, ja. Stünde mir sicher gut. So Fragen in den Raum zu werfen, die der Tatsache geschuldet sind, dass ich unterarbeitet bin. Das hielte mich doch nur von den Dingen ab, die mir selber sehr ans Herz wachsen. Und in selbigem gedeihen (wobei der Spross im Hirn entspringt). Ich sehe mich tagtäglich von den schier unscheinbar vielen Möglichkeiten verführt, die mir das weltweite Netz so entgegenwirft. Deswegen tue ich jetzt auch das, was mir am besten liegt. Nichts.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Protest.

Rauchig. Lange Beine, Schnee im Sand. Kälte, die man nicht weit über die Baumwipfel sehen kann. Sie kriecht empor, über die Maskerade der Gesellschaft. Entpuppt sich aber später als äußerst facettenreich und beginnt bei Kniehöhe wieder zu sinken. Die Arme sind schlaff. Sie sahen lange keine Anstrengung mehr. Man sollte was tun dafür, dagegen. Nur der Weg ist weit. Und die Kosten zu hoch. Eine Alternative muss her. Im Moment der Arbeitsunlust und auch des Fehlens jener (dessen Zustand sich hoffentlich bald ändert) wünsche ich mir nichts sehnlicher als irgendwie aus diesem Zustand zu entkommen.
Es ist nicht leicht die Präsenz in Worte zu fassen. Manche gehen, manche kommen. Sie trinkt ein Glas O-Saft und entschwindet. Alles aufgenommen auf Zelluloid-Band. Jedoch wird das Ziel nicht hinterfragt.
Von außen kommen Geräusche herein. Sie krabbeln noch oben wie ein wilder Haufen Hummeln. Jegliches Treiben dort unten lässt sich auf Wunsch zurückfuhren, etwas an der Welt verändern zu wollen. Dabei sind die Interessen ganz unterschiedlich, obgleich sie mehrheitlich auf das Zusammenbringen von monetären Mittel ausgerichtet sind. Man denkt sich so, während man da so langgeht, dass es in den Köpfen ja mit allerhand beschaulichen Gedanken zutun haben muss. Jetzt gönnt sich jemand ein Wasser. Man sieht die Person durch die Jalousien des Fensters. Jedoch entschwindet er sogleich wieder aus dem Sichtfeld.
Die Gedanken schweifen weiter. Sie gelangen an jeden Ort, der einem Zuflucht gewährt, an dem man mal das machen kann, wofür die meiste Zeit einfach keine Zeit vorzufinden ist. Der Rücken schmerzt. Aber nur so, da ist jetzt nichts schlimmes dran. Es ist Zwölf durch. Gleich werden wieder Geldscheine in Lebensmittel umgewandelt. Ich muss aufpassen. Es ist bald zu Ende. Und wenn ich mich nicht in Bewegung setze, dann ist das Ende wirklich unschön. Ich brauche ein Gespräch. Die Person am anderen Ende der Leitung wartet aber nicht. Sie weiß davon noch nichts. Und jetzt denke dir mal, wie viel ein Schriftsteller so am Tag schreibt. Das ist schon eine ganze Menge. Der sitzt doch eh darum, seelenruhig, lässt seine Füsse ins Wasser baumeln und denkt so um dies und das nach. Ich wiederum denke darüber nach, dass es bald zu Ende ist und ich unbedingt was machen muss. Ich muss eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung aufzustehen und mich mit dem Unkomfortablen auseinandersetzen. Aber ich will es ja auch. Deswegen bin ich hier. Und deswegen wollten sie mich. Ich kann das immer noch nicht nachvollziehen. Ich frage mich, wo da der Zweck und Sinn liegt. Bin ich nur ein Versuchskaninchen? Nein, sicher hatten sie schon einige vor mir hier. Ich kann nie im Leben der Erste sein.
Es ist später geworden. Die Frau, mit der ich eigentlich gehen wollte, ist nicht hier. Sie ist halt irgendwo. Sicher kommt sie gleich zurück. Ich mag es allein zu sein. Dann kann man immer Sachen machen, die man sonst nicht unbedingt machen würde. Und man wird nicht angesprochen. Interessant, wie dann alle davon ausgehen, man spreche die gleiche Sprache. Was ist denn, wenn dem nicht so ist? Mir ist alles daran gelegen, dass die Zeit schnell vorbeigeht. Obwohl, eigentlich sollte ich mich ja ob der neuen Zeit freuen, die mir gegeben wurde. Die Möglichkeiten, die ich habe. Das ist schon etwas besonderes.
Witzig, wenn Leuten anfangen zu rennen. Man könnte meinen, etwas stach sie in den Schuh. Ob ich nachfragen soll, was denn so wichtig sei? Ich denke, die daraufhin einsetzende Erläuterungsphase können wir uns alle sparen. Es lohnt sich schlicht nicht. Und jetzt stehen sie wieder alle draußen und inhalieren Teer und Nikotin. Abscheulich. Zum Glück brauche ich mir das Schauspiel nur aus gewisser Entfernung ansehen. Es wäre ja wohl auch zu schön gewesen, wenn ich direkt daneben stünde. Dann hätte ich einen Grund mich zu entfernen. Ich verzichtete dann auf deren Gesellschaft. Ja, die haben sie ja schon dank der weißen Stängel.
Der O-Saft schaut mich an. Er steht da ganz sachte auf dem Tisch neben dem Laptop. Knapp halb leer. Daneben eine leere Tasse. Ein Löffel lugt heraus. Wie oft er wohl schon zwischen Zeige- und Ringfinger balanciert wurde? Eine Erläuterung spare ich mir auch hier. Nebenbei, die Frau kam gerade wieder.
Jetzt abwarten, was passiert.