Montag, 18. Juli 2011

Verquer.

Im letzten Post haben wir uns ja die Taube angesehen, die Scotch trinkend vor dem Fenster gammelt und wohl irgendetwas mit dem Gustav in der Spülmaschine zutun hat. Nun, heute versuchen wir eine reale Beziehung zwischen diesen beiden Objekten aufzubauen und die biologischen Vorgänge in dem Tier zu analysieren.
Okay, das würde jetzt ein biologischer Wirtschaftler sagen. Oder ein Verhaltenstheoretiker. Da wir aber keiner von beiden sind und mehr Wert auf einen angemessenen Unterhaltungsfaktor legen, geht uns das einen feuchten Kehricht an und wir gucken einfach sinnlos zu, was passiert.
Die Taube bemerkt zu Beginn, dass irgendetwas mieses in der Luft liegt. Da sie klar neben dem Küchenabzug geparkt hat, ist es naheliegend, dass ihr die mächtigen Düfte in die Nase flattern, die sich ausgehend vom Suppentopf den Weg durch die Röhre gesucht haben. Wobei sie (ob einer neckischen Bemerkung nicht verdrossen) an einem Stützpfeiler angeeckt haben, vor dem sich ein Insektenpaar rumtreibt. Das geht da fröhlich auf und ab und bestaunt die innenarchitektonische Meisterleistung vom Hauskonstrukteur, der sich für die Abzugsröhre zu verantworten gedenkt. Hat er ja ganz fein gemacht.
Damit kann die Taube aber nicht viel anfangen, genauso wenig der Wirtschaftler, der auch neben dem Fenster sitzend wild auf seinem Block rumkritzelt. Er begutachtet die Abzugsgitter, auf denen sich im Laufe der Zeit graue Ablagerungen perpetuiert haben. Recht klar kann man Strukturen von Mais und Hähnchenbrustfilet erkennen. Ob das zusammenpasst, mag der Wirtschaftler zu bezweifeln, ist aber auch nicht Teil seines analytischen Abcheckens.
Im Taubenkopf wiederum spielt sich gerade sonderbares ab. Der Scotch hat sie - das nimmt sie wohlwollend an - etwas umtriebiger gemacht, was auf die Gedanken in ihrem kleinen Hirn zu schließen ist, da sie auf einmal Träume von Putzlappen und Vannelinpäckchen hat. Das ist zweifelsohne eine sonderbare Konstellation. Die Taube schaut tief grübelnd durch das Fenster auf die Mudda, die vor ihren Augen anfängt, die Spülmaschine zu entleeren. Und jetzt kommt der große Moment: Der Gustav wird endlich aus seiner Sklaverei befreit! Die anderen Geschirrobjekte hatten sich nämlich gedacht, den Gustav zu ihrer Tanznutte umzuerziehen. Herausgekommen ist ein mit Pailletten zusammengehämmertes Kleid, das der Gustav tragen muss. Sowie ein rechteckiger Zylinder, auf dem sich eine Sojabohne hingeflackt hat. Gemeinsam ergebt sie ein nicht unbedingt legères Gesamtbild, dass nur die Mudda mit ihrem Nasenbärkostüm zu übertreffen vermag. Ist sei nämlich gerade Halloween, und da trägt man halt sowas. Braucht mich nicht fragen, ich hab's mir nicht ausgedacht.

Sie entlockt nun Gustav aus seiner Stoffumhüllung, legt ihn geschmeidig auf einen Stapel voller eingepackter Cremetörtchen und bittet doch die anderen, ihn nicht immer vor den Augen aller bloßzustellen. Das gehört sich nicht so. Das hat natürlich der Wirtschaftler gesehen und schon hat er seinen Stift gespitzt, aufs Blatt gefriemelt und eifrig eine These hingewuschelt. Die guckt er jetzt schräg an, denkt auf Klo zu gehen, belässt es aber dabei, gießt sich einen Tucken Scotch ein, trinkt jenen, fühlt sich sogleich benebelt und isst rückwärts auf das unter ihm liegende Blumenbeet. Sowas, jetzt sind alle Blumen nicht mehr zu sehen. Hingegen aber Gustav, den kann man sehen. Der liegt jetzt da rum und genießt seine freie Zeit als Metallstab in vollen Zügen.
Die Taube schuhut und kippt weg. Zuviel Scotch. Halt Moment, eine Taube, die... ?
Hierbei kommt es natürlich auf die Betrachtungsweise an, denn aus der Sicht des Wirtschaftlers, der natürlich gewisse Ansprüche auf eine falsch wahrgenommene Realitätsdarstellung hat, die ihm der Ethanol offeriert, obliegt ihm das Recht, optisch die Tauben mit... anderen Tieren zu ersetzen. Und da Alkoholdehydrogenase im allgemeinen zu lahm ist, taumelt er gedankenversunken auf seinem Platz hin und her.
Leider hat er so keine Chance mehr, seine heißgeliebte Beziehung zwischen Taube und Gustav herzustellen. Dafür kann er aber - und das überwiegt so einiges - die Paragrafen aus dem Handelsgesetzbuch frei aufsagen. Und das ist doch schonmal was. So, und was nun der Wirtschaftler mit der Hausanschlussleitung und dem Bestellflyer für den örtlichen Pizzamann gemeinsam hat, das erfahrt ihr natürlich in der nächsten Session. Ehrensache.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Gertrude.

Manchmal ist es echt ulkig, da wartet man auf etwas, aber es kommt nicht. Dann sitzt man stundenlang da, dreht Daumen, guckt auf die Terrasse, an die Wanduhr, auf den Porzellanteller vor einem. Und nichts passiert. Echt, das ist fast zum Haare raufen. Man steht dann auf, geht zum Kühlschrank, entnimmt irgendwelche Produkte mit Süßmolkepulver und Mineralstoffen aus dem obersten Regal und geleitet einen Metallstab in die dickflüssige Soße, bis sich ein ziemlicher Amount of Plürre auf der eingedellten Oberseite befindet. Und immer noch nichts. Man schiebt sich daraufhin unheimlich genüsslich jenen metallisch geformten Stab in die Kauhleiste und schleckt munter die aromatische Creme von dem silbernen Oval. Darauf ergießt sich förmlich ein Schwall kesser Enzyme, die den Eindringling mit feschen Gesten zu steuern versuchen und sich der Inhaltsstoffe, die vielleicht verwertbar zu sein scheinen annehmen, die sie auf Befehl von weit oben in die... nun ja, wo auch immer hinbringen. Wahrscheinlich kommen sie in ein Silo, das ist derbe groß. So groß, dass da einfach mal eine ordentliche Menge von dem Plürreerzeugnis reinpasst.
Diese Prozedur wiederholt sich ein paar Mal, bis der aus Granulat bestehende Behälter seinen kompletten Inhalt preisgegeben hat. Der kommt dann schlicht in den Müll. Der Metallstab wiederum senkt sich mit einer forschen Handbewegung gen Spülmaschinenklappentürgriff und verschwindet fortan in der Dunkelheit des emotionslos dahinvegetierenden Schlunds der Spülmaschine. Darauf wartend, dass sich noch andere Metallgegenstände zu ihm gesellen, chillt der Metallstab munter in seinem 0,5cm² Plastikraum. Der besteht - da kann selbst jeder noch so reiche Küchenbewohner Protest einlegen - aus einem Gestell, in das sich der Metallstab hineinflacken kann. Das war's. Mehr Raum is' nicht.
Aber hey, der Stab weiß Bescheid, wie der Hase läuft und kurz darauf kommen ein paar andere Teile und vergnügen sich in seiner Gegenwart. Dem Stab is' jetzt nicht mehr langweilig, der palavert geschwind vor sich hin und hält prächtige Volksreden von Mündern, Zähnen und dem Fleisch, in das er allzu oft gestochen wird. Die anderen sind begeistert. Nie hätten sie nur träumen dürfen, dass sie einmal neben einem Metallstab gewaschen werden, der doch tatsächlich mal im Arsch von einem Truthahn gesteckt hat. Amazing! Der Metallstab fühlt sich jetz' voll fame und beglückt die anderen Sachen nun mit gewaltigen Gesten von Regalreihen und Stanzmaschinen. Denn irgendwo muss er ja schließlich herkommen.
Also sein Ursprung, und da ist sich der Stab nicht ganz so sicher, obwohl er annimmt, dass wohl sein Ursprung doch auf diesen Fall zurückgeht (er wettet um eine Flasche kühlen prickelnden Clos du Mesnil-Champagner aus dem Hause Krug), muss in der Tat in der fixen Idee eines miesepetrigen Mongos entstanden sein, der sich am Kopf kraulend gerade Würstchen in einem Topf mit leckerem Wurstwasser zubereitet. Ja, da kam diesem alten Nasenbär irgendwann der Geistesblitz und er malte fix einen Metallstab auf ein Blatt weiß-angegrautes Druckerpapier, welches natürlich umweltschonend hergestellt war. Denn etwas anderes ließe sich nicht mit den Wertevorstellungen des Mongo unter einen Hut bringen.
Woher das Papier stammt, ist irrelevant, also fragt garnicht erst. Es kommt vom Supermarkt. Von wo aus auch der Metallstab kommt. In einer schnieken Box verpackt. Ha! Eine Box also, das war die Idee vom Vertrieb. Der fand die ganz schön und dachte sich, andere Organismen müssen die wohl auch so toll finden wie er. Daher ballerte er sie geschickt in das Geschirrregal und untersuchte das Nasenrümpfen der vorbeiziehenden Primaten. Und siehe da, ein Vollhonk hat sie gekauft, freut sich an der Kasse über den sensationellen Preis von 100 Tacken und bereit sie sogleich auch auf dem Tisch in seiner Wohnhöhle aus. Da liegen sie also, die Metallstäbe. Und einer davon, der Gustav, der steckt jetzt in der Spülmaschine und wartet. Und wie lang er noch wartet und was die Taube, die vor dem Fenster hockt und ein Glas Scotch trinkt mit ihm zu tun hat, das erfahrt ihr in der nächsten Session.