Mittwoch, 6. Juli 2011

Gertrude.

Manchmal ist es echt ulkig, da wartet man auf etwas, aber es kommt nicht. Dann sitzt man stundenlang da, dreht Daumen, guckt auf die Terrasse, an die Wanduhr, auf den Porzellanteller vor einem. Und nichts passiert. Echt, das ist fast zum Haare raufen. Man steht dann auf, geht zum Kühlschrank, entnimmt irgendwelche Produkte mit Süßmolkepulver und Mineralstoffen aus dem obersten Regal und geleitet einen Metallstab in die dickflüssige Soße, bis sich ein ziemlicher Amount of Plürre auf der eingedellten Oberseite befindet. Und immer noch nichts. Man schiebt sich daraufhin unheimlich genüsslich jenen metallisch geformten Stab in die Kauhleiste und schleckt munter die aromatische Creme von dem silbernen Oval. Darauf ergießt sich förmlich ein Schwall kesser Enzyme, die den Eindringling mit feschen Gesten zu steuern versuchen und sich der Inhaltsstoffe, die vielleicht verwertbar zu sein scheinen annehmen, die sie auf Befehl von weit oben in die... nun ja, wo auch immer hinbringen. Wahrscheinlich kommen sie in ein Silo, das ist derbe groß. So groß, dass da einfach mal eine ordentliche Menge von dem Plürreerzeugnis reinpasst.
Diese Prozedur wiederholt sich ein paar Mal, bis der aus Granulat bestehende Behälter seinen kompletten Inhalt preisgegeben hat. Der kommt dann schlicht in den Müll. Der Metallstab wiederum senkt sich mit einer forschen Handbewegung gen Spülmaschinenklappentürgriff und verschwindet fortan in der Dunkelheit des emotionslos dahinvegetierenden Schlunds der Spülmaschine. Darauf wartend, dass sich noch andere Metallgegenstände zu ihm gesellen, chillt der Metallstab munter in seinem 0,5cm² Plastikraum. Der besteht - da kann selbst jeder noch so reiche Küchenbewohner Protest einlegen - aus einem Gestell, in das sich der Metallstab hineinflacken kann. Das war's. Mehr Raum is' nicht.
Aber hey, der Stab weiß Bescheid, wie der Hase läuft und kurz darauf kommen ein paar andere Teile und vergnügen sich in seiner Gegenwart. Dem Stab is' jetzt nicht mehr langweilig, der palavert geschwind vor sich hin und hält prächtige Volksreden von Mündern, Zähnen und dem Fleisch, in das er allzu oft gestochen wird. Die anderen sind begeistert. Nie hätten sie nur träumen dürfen, dass sie einmal neben einem Metallstab gewaschen werden, der doch tatsächlich mal im Arsch von einem Truthahn gesteckt hat. Amazing! Der Metallstab fühlt sich jetz' voll fame und beglückt die anderen Sachen nun mit gewaltigen Gesten von Regalreihen und Stanzmaschinen. Denn irgendwo muss er ja schließlich herkommen.
Also sein Ursprung, und da ist sich der Stab nicht ganz so sicher, obwohl er annimmt, dass wohl sein Ursprung doch auf diesen Fall zurückgeht (er wettet um eine Flasche kühlen prickelnden Clos du Mesnil-Champagner aus dem Hause Krug), muss in der Tat in der fixen Idee eines miesepetrigen Mongos entstanden sein, der sich am Kopf kraulend gerade Würstchen in einem Topf mit leckerem Wurstwasser zubereitet. Ja, da kam diesem alten Nasenbär irgendwann der Geistesblitz und er malte fix einen Metallstab auf ein Blatt weiß-angegrautes Druckerpapier, welches natürlich umweltschonend hergestellt war. Denn etwas anderes ließe sich nicht mit den Wertevorstellungen des Mongo unter einen Hut bringen.
Woher das Papier stammt, ist irrelevant, also fragt garnicht erst. Es kommt vom Supermarkt. Von wo aus auch der Metallstab kommt. In einer schnieken Box verpackt. Ha! Eine Box also, das war die Idee vom Vertrieb. Der fand die ganz schön und dachte sich, andere Organismen müssen die wohl auch so toll finden wie er. Daher ballerte er sie geschickt in das Geschirrregal und untersuchte das Nasenrümpfen der vorbeiziehenden Primaten. Und siehe da, ein Vollhonk hat sie gekauft, freut sich an der Kasse über den sensationellen Preis von 100 Tacken und bereit sie sogleich auch auf dem Tisch in seiner Wohnhöhle aus. Da liegen sie also, die Metallstäbe. Und einer davon, der Gustav, der steckt jetzt in der Spülmaschine und wartet. Und wie lang er noch wartet und was die Taube, die vor dem Fenster hockt und ein Glas Scotch trinkt mit ihm zu tun hat, das erfahrt ihr in der nächsten Session.

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