Donnerstag, 2. Juni 2011

Radau.

Gerade ist draußen nichts los, also widmen wir uns wieder Bräkel. Der bestimmt im Moment sein Verhalten auf Grund von äußeren Einflüssen, die ihm ganz gut zu schaffen machen. Respektive machten. Um detaillierter die Lage verstehen zu können, springen wir eine Abstraktionsebene höher, denn folgende Situation war ausschlaggebend für Bräkels bad mood: Sein letzter Auftrag, den er auszufüllen gedachte, behandelte einen etwas längeren und für seine Verhältnisse äußert komplexen Moment. In diesem ging es um eine junge Frau, die sich auf das Testgelände eines Rüstungskonzern begab, auf dem zur gegebenen Zeit ein Team von miesen Spezialisten einen kuriosen Boden-Boden-Raketen-Abgeber ausprobierte. Einer der Spezies erkannte die Frau - ist ja auch klar, denn dieser ausgebuffte Rabauke hatte erst am Vorabend die angesprochene Frau auf einen Digestif im Schwarzen Peter eingeladen, eine Stadtpinte. Warum auch immer, scheinbar steht er auf sie. Würde man ihn dahingehend fragen, würde er wahrscheinlich verneinen und als Erklärung die Handtasche der femininen Person heranziehen, um aus dessen Inhalt ein kleines technisches Wunderwerk hervorzuzaubern, dessen seine ganze Aufmerksamkeit und das Arrangement des Meetings gewidmet war. Was der gescheite Leser nicht weiß ist, dass die Frau eine Spionin verkörpert und für eine ziemliche dufte Firma arbeitet, in der sie geheime Sachen bastelt, recht mysteriös das ganze.
Nun denn, der Spezie erkannte sie halt, die Blicke trafen sich also zwangsläufig und das veranlasste ihn dann natürlich auch, seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf den Ausgeber zu richten, sondern dem Charme der Spionin ein zweites Mal zu erliegen. Der Knackpunkt aber war, dass genau in diesem Moment ein Eichhörnchen über den Boden huschte, die Frau dem Wesen hinterherlukte, sich aus irgendeinem unergründlichen Grund die Fernbedienung aus des Spezies Hand entfernte und der Ausgeber daraufhin die Rüstungsfirma mit einigen Raketen verwöhnte. Das fand jetzt die Lagerhalle nicht so lustig, die ging nämlich gut zu Bruch.
Und diesen ganzen Moment, vom Betreten des Testgeländers durch die Frau bis zum Zerbarsten der Lagerhallenaußenwandslamellen und den dazugehörigen Innereien samt Kloschüssel und Bleistiften vom Schreibtisch des dicken Abteilungsleiters, diesen ganzen Moment musste Bräkel ausfüllen.
Das war selbst für ihn zu viel. Und das versucht er nun seinen anderen Kollegen zu erklären. Das macht man halt so, man erklärt sich immer was, was man so gemacht hat und welchen Auftrag man bekam. Und all' solche Scherze. Ein bisschen unentspannt ist Bräkel schon. Gut nur, dass kein Plärra in der Nähe war, denn Möglichkeiten sind eigentlich für Projekte dieser Größe eher den Momenten vorzuziehen. Oder sie werden das allgemein ganz einfach, also vorgezogen. Mit großem Unwollen aufzustehen erhebt sich Bräkel und schaut sich um. Einige sind schon weg. Sind echt nur noch wenige da. Aber die scheren sich jetzt nicht sonderlich um ihn. Sind ein paar aus dem Leistungssystem. Bräkel nähert sich dem Ausgang. Die Absperrung entteilt sich, er gleitet hindurch. Sie schließt sich erleichert. Draußen ist auch nicht viel, nur leerer Raum. Einige Gedanken durchkreuzen die metaphysische Schicht. Bräkel denkt. Denkt an Licht, Organspender und Herzen aus Griesbrei mit Zimt. Ja ja, was haben diese Wörter mit der Gesamtsituation zutun? Das kann Bräkel auch nicht sagen, das sind dann immer Gedankenströme, die man aufnehmen und weiterdenken könnte.
Bräkel gleitet weiter voran. Ein Ziel hat er im Grunde nicht, doch, eigentlich schon, der Vorgarten wäre eine sich lohnende Alternative zur Plausibilitätsausgabe. Oder der Approximierungsschalter. Aber da ist immer allerhand los. Ein Idee wär es aber.

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